William Boyd

Unser Mann aus Afrika: William Boyd

Der schottische Schriftsteller und Drehbuchautor William Boyd wurde am 7. März 1952 in Accra in Ghana geboren. Der britische Schriftsteller mit einer kindheitsbedingten Verbundenheit zu Afrika lebt und arbeitet zum größten Teil in London.

Prägung

Sein Vater war als Arzt in Ghana und in Nigeria tätig. Boyd verbrachte seine Kindheit dort und betrachtete lange Afrika als seine prägende Heimat. Allerdings kehrte er Afrika mit neun Jahren örtlich den Rücken und besuchte zunächst ein schottisches Internat. Die Ferien verbrachte er in Afrika bei seinen Eltern und erlebte am eigenen Leib den kulturellen Spagat, dem er gerade seine frühen Buchfiguren aussetzen würde. Besonders prägend war für ihn das Erleben des Biafra-Krieges.

Studium und erste literarische Schritte

William Boyd studierte Anglistik, Romanistik und Philosophie in Nizza, Glasgow und in Oxford. Dort arbeitete er auch von 1980 bis 1983 als Englischdozent. 1981 erschien sein erster Roman: „Unser Mann in Afrika”, für welchen er zwei Jahre später unter die 20 besten jungen britischen Erzähler gewählt wurde. 1994 schrieb er zu diesem Buch rund um den überforderten Botschafter Morgan Leafy im fiktiven westafrikanischen Kinjanja auch das Drehbuch. Bereits in diesem ersten Roman hat der Autor eines seiner Leitthemen gefunden: Den Briten und seine (Un-)Fähigkeit sich in andere Kulturen einzufinden. Wenn auch die Schaustätten seiner Romane variieren, so scheint dieses Thema doch immer wieder durch. Sei es Morgan Leafy oder Henderson Dores aus „Stars und Bars”, dem 1985 veröffentlichten Roman, – seine Charaktere sind britisch durch und durch.

Und immer wieder Afrika

Auch der 1982 publizierte Roman „Zum Nachtisch Krieg” spielt in Afrika. Vor dem Hintergrund des ersten Weltkrieges wird der Zusammenprall von englischen und deutschen Streitkräften auf Ostafrikanischem Boden gezeigt. Seine Detailgenauigkeit ist ein weiteres Kennzeichen von Boyds Schreibstil. Anhand dieser zeigt er erschreckend klar, wie sich die Menschen gegeneinander richten und bringt durch eine Nebenhandlung wieder den Konflikt zwischen der ruhigen Zivilisiertheit von England und dem chaotischen Konflikt in Afrika, verursacht vom kulturellen Zusammentreffen, an die Oberfläche.

Die fiktiven Biografien

Nach dem Romanen „School Ties” und „Die neuen Bekenntnisse” aus den späten Achzigern, folgte eine kurze Schaffenspause in der Literatur. In dieser war Boyd als Drehbuchschreiber aktiver. 1991 folgte dann „Brazzaville Beach”, der erst 1995 ins Deutsche übersetzt wurde. 1994 erscheint „Die blaue Stunde”, ein Jahr später folgt der Kurzgeschichtensammelband „Das Schicksal der Nathalie X”. 1998 ist das Jahr des internationalen Durchbruchs für William Boyd. Seine Romane „Armadillo” und „Nat Tate” erscheinen. Während er sich in Armadillo – 2002 filmisch umgesetzt – dem Leben eines frustrierten Schadensregulierers bei einer Versicherung nähert, stellt er in Nat Tate die fiktive Biografie eines Künstlers aus dem Kreise Jackson Pollocks vor. Bis heute freut sich Boyd darüber, dass einige Kunstkritiker auf seine täuschend echt geschriebene Biografie “hereingefallen” sind und überzeugt waren, den Expressionisten zu kennen. Ein Clou, den er 2002 mit „Eines Menschen Herz”, in der britischen Literaturszene der 20er Jahre angesiedelt, noch einmal wiederholt. Das Tagebuch des fiktiven Schriftstellers Logan Mountstuart führt den Leser von Uruguay nach Frankreich und nach Großbritannien.

Bücher von William Boyd mit Schauplätzen in Afrika