Mit sieben Jahren verliert Valentino alles, seine Familie, seine Freunde und seine Heimat, den Sudan. Er flieht mit Tausenden von anderen Kindern über Äthiopien nach Kenia, von wo aus er schließlich in die USA gelangt. Was Valentino dabei erlebt, ist kaum zu beschreiben. Umso erstaunlicher ist, mit wie viel Wärme, Zuversicht und sogar Humor er davon erzählt. Dave Eggers hat seine Geschichte in einem bewegenden Roman festgehalten.
Weit Gegangen ist ein Roman von Dave Eggers, und es ist die wahre Lebensgeschichte von Valentino Achak Deng. Die Geschichte eines Menschen, der bereits mit sieben Jahren auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat erlebt, wie die Jungen, mit denen er flieht, von Soldaten erschossen und von Löwen gerissen werden oder qualvoll sterben, weil sie nach Tagen ohne Essen und Trinken in der Wüste halbgares Elefantenfleisch gegessen haben.
Valentino und die »Lost Boys«, wie die sudanesischen Jungen auf der Flucht genannt werden, finden nach der Durchquerung Äthiopiens eine erste Zuflucht in den Flüchtlingslagern von Kenia. Von dort aus gelingt Valentino die Ausreise in die USA. Doch auch das Land der Freiheit und zahlreicher Verheißungen stellt Valentino vor unzählige neue Herausforderungen.
Inzwischen leben etwa zwei Millionen sudanesische Flüchtlinge in den USA. Weit Gegangen erzählt am Beispiel eines außergewöhnlichen Menschen auch ihre Geschichte – eine Geschichte über Kampfgeist und Zuversicht in einer Welt ohne Hoffnung.
Ein herzzerreißendes Werk von umwerfendem Mitgefühl
Felicitas von Lovenberg, FAZ
Autor: Dave Eggers
Taschenbuch, 784 Seiten
Erschien: April 2010, KiWi-Paperback
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel „What is the What”; aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann.
Vom grausamen sudanesischen Bürgerkrieg erzählt dieser Roman an Hand des Einzelschicksals von Valentino Achak Deng, den der Leser von der Kindheit bis zum 28. Lebensjahr begleitet.
Als das Dorf Achaks überfallen wird beginnt dieser zu rennen. Ob seine Eltern noch leben weiß er nicht. Er schließt sich einer Gruppe Jungen an, die von einem Führer nach Äthiopien gebracht werden soll, wie man später erfährt um zu Soldaten ausgebildet zu werden. Doch der Führer kennt den Weg nicht, weiß nicht wie er hunderte Jungen in der Wüste versorgen soll, hat keine Wasserreserven und so sterben viele auf der Flucht, die Gruppe wird immer von Geiern begleitet, die nur zu warten brauchen. In Äthiopien entsteht schnell ein riesiges Flüchtlingslager, zu groß, um friedlich mit den hier eigentlich beheimateten Äthiopier zusammen zu leben. Auch sie vertreiben die Flüchtlinge mit blutiger Waffengewalt. In Kenia sind die Flüchtlinge schließlich sicher, doch es besteht keine absehbare Chance, das Lager zu verlassen, keine Chance Geld zu verdienen und eine Familie zu gründen. Mit Mitte Zwanzig schließlich erhält Achak Asyl in den USA, doch auch hier begegnen ihm Fremdenhass und Kriminalität, er kann seine Träume nicht verwirklichen.
Eggers kann gut schreiben, spannend und flüssig, aber die absolute Hoffnungs- und Hilflosigkeit, die auf der Flucht und in den Flüchtlingslagern herrscht, sind kaum auszuhalten.
Im Kampf um Rohstoffe werden der Südsudan und dessen Bewohner zu Spielbällen der globalen Politik. Da werden die dem Norden verbundenen, islamischen Ethnien gegen die vorwiegend animistisch und christlich geprägte Bevölkerung bewaffnet und jahrhundertealte Streitereien um Weidegründe eskalieren im Völkermord. Da keimt während dem ersten Golfkrieg oder als 1993 der Terror Osama bin Ladens beginnt, Hoffnung auf, dass die USA einschreiten, doch nichts geschieht.
Das Buch ist absolut lesenswert, jedoch nichts für schwache Nerven.