
Malika Mokeddem: Die blauen Menschen
Doch die Liberalisierung nach der Unabhängigkeit Algeriens muss bald einem rigiden Fundamentalismus weichen, der die Frauen wieder unter den Schleier und ins Haus zurückdrängen will. Verleumdung, Verachtung und Angriffe auf Leib und Leben können die junge Frau jedoch nicht von ihrem Weg abbringen. Die Tradition ihrer Vorfahren, der »blauen Menschen«, interpretiert sie auf ihre Weise: als Auftrag, nicht aufzugeben, sondern weiterzugehen und immer wieder neu aufzubrechen.
Autor: Malika Mokeddem
Taschenbuch Ausgabe, 320 Seiten
Erschien: Unionsverlag, August 1996
Das Buch „Die blauen Menschen“ von Malika Mokeddem hat mir sehr gut gefallen. Aus meiner Sicht handelt es sich um großartige feministische Lektüre, in welcher Zeugnis für die Menschen- und Frauenrechte und gegen den Fundamentalismus und Kulturrelativismus abgelegt wird. Heutzutage ist dies notwendiger denn je. Besonders gelungen fand ich, wie die Autorin beschreibt, wie viele Chancen zur Gleichstellung der Frauen nach der algerischen Unabhängigkeit in verhängnisvollster Weise nicht genutzt wurden. Mir gefällt vor allem auch, dass Leila, die Hauptperson des Romans, sich nicht durch seelischen Missbrauch und emotionale Erpressung in Sachen Familienehre / Schande etc. einschüchtern lässt und wie sie immer wieder Unterstützung findet, u.a. von ihrer Großmutter Zohra, ihrer Tante Saadia, ihrem Onkel Khellil, der Hebamme Madame Bernard und der Lehrerin Madame Bensoussan.