Autor: Antonio Lozano
Taschenbuch Ausgabe, 248 Seiten
Erschien: Mai 2011, Zech
Übersetzung aus dem Span.: Dorothée Leipoldt
Antonio Lozano: Harraga
Khalid, ein junger Kellner aus der Medina von Tanger, träumt von einem besseren Leben in Europa. Über einen marokkanischen Landsmann kommt er nach Granada. Gefangen zwischen den Erwartungen seiner armen Familie und seinem ’neuen‘ Leben im vermeintlichen Paradies, steht er bald in einer tödlichen Sackgasse… Flüchtlingsdrama an der Meerenge von Gibraltar: Korruption, Menschenhandel, Mord, Verzweiflung. Antonio Lozano schildert in diesem Roman hautnah eine menschliche Tragödie, wie sie sich täglich hundertfach an den Grenzen der „Festung Europa“ abspielt.
Es ist ein wenig seltsam, dass in diesen Tagen gleich zwei Bücher mit den selben Titel Harraga auf Deutsch erschienen sind. Hier geht es um das Harraga von Antonio Lozano, trotzdem ist das Thema das gleiche: der Zusammenstoß der nordafrikanischen und europäischen Mentalitäten. Harraga von Antonio Lozano ist eine „novela negra“, ein tiefschwarzer Roman, der als Krimi verkleidet daherkommt. Tiefschwarz, weil der Autor Antonio Lozano aus Tanger beide Seiten, Europa und Afrika, nur zu genüge kennt, im positiven wie im negativen Sinne. In seinem Harraga erzählt er mit einer gespenstigen Folgerichtigkeit den Weg eines jungen Mannes aus Tanger in die geistige und physische Vernichtung, für uns Europäer eine geisterhafte Reise, die einiges verlangt.
Tatsächlich gibt es zwei Bücher mit dem Titel „Harraga“: das von Antonio Lozano (zuerst Zoela/Granada 2002, Neu-Auflage in Spanisch und deutsche Übersetzung Zech/Teneriffa 2011), und das des Algeriers Boualem Sansal (zuerst 2005 in Frankreich, in deutscher Übersetzung bei Merlin/Gifkendorf 2007-2011). Die beiden Autoren kennen sich persönlich und bewegen sich teilweise in den gleichen afrikanistischen Zusammenhängen, z.B. Fachtagung Salón Internacional del Libro Africano SILA (www.silaencuentro.com), die im September 2011 zum dritten Mal auf Teneriffa stattfindet. Carlos-Wenceslao Lozano (Literaturprofessor in Granada, Bruder von Antonio) hat einen Roman von Sansal ins Spanische übersetzt. So klein ist die Welt!
Boualem Sansal erhält 2011 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, das ist ein gutes politisches Signal! Dass wir im Zech Verlag gleichzeitig auf dasselbe Thema gesetzt haben, ist nicht „seltsam“, sondern purer Zufall: sinnvoller, glücklicher Zufall.