Afrika Reiseberichte & Reportagen Rezensionen

Michael Obert: Regenzauber – Auf dem Niger ins innere Afrikas

AfrikaRoman-Rezensionen zu Michael Oberts: Regenzauber

Autor: Dagmar Sachse
schrieb am 5. Juni 2005

Ich war neugierig, als ich mit der Lektüre von Regenzauber begann, konnte ich mir doch unter dem Genre “literarischer Reisebericht” nichts Genaues vorstellen.
Gleich auf ersten Seiten zog mich das Buch total in seinen Bann: ich las abends im Bett; im Zug auf dem Weg zur Uni, in den Pausen zwischen den Seminaren, nachmittags auf der Bank auf dem Spielplatz…”Regenzauber” begleitete mich überallhin. Ich wurde selbst zur Reisenden auf dem schwarzen Fluss, fühlte die Hitze und spürte die Mückenstiche, tauchte ein in eine magische Welt voller Geister und Piraten, Medizinmänner und Rebellen. Eine Welt, in der Fetischeure statt Antibiotika Krankheiten heilen und vor Unheil schützen. Eine Welt, in der es völlig normal ist, dass Menschen sich in Fledermäuse verwandeln und wo so leckere Sachen wie gequirltes Krokodilhirn und Schlangengulasch auf der Speisekarte der Menschen stehen, die am Fluss leben.
Der Autor versteht es meisterhaft, den Leser in diese Welt mitzunehmen.
Besonders fasziniert haben mich die Schilderungen der heiligen Zeremonien der verschiedenen Volksgruppen, die am Ufer des Niger leben. Sie alle haben eine besondere Beziehung zu ihm, der die Lebensgrundlage in Form von Wasser und Nahrung liefert, aber dafür auch Tribute und Opfer fordert.
Auch die allmähliche Wandlung des Autors von einem körperlich und seelisch erschöpften Europäer, der sich mit einer Halskrause und einem vom Orthopäden zum Trainieren verordneten Thera(gummi)band auf den Weg macht und 7 Monate später, nach über 4000 km durch vier Länder, die Halskrause einem afrikanischen Flusspriester schenkt und mit dem Theraband ein Menschenleben rettet.
“Regenzauber” verzaubert wirklich. Es fasziniert, amüsiert, schockiert und bewegt. Und bekommt deshalb von mir das Prädikat: unbedingt lesens- und empfehlenswert!

2 Kommentare

  • Ende letzten Jahres stand ich vor der Entscheidung eine berufliche Herausforderung in Lagos/Nigeria anzunehmen. Auf der Suche nach Informationen über Land und Leute fiel mir Michael Oberts Buch “Regenzauber – auf dem Niger ins innere Afrikas” in die Hände. Ich war froh überhaupt etwas über Nigeria gefunden zu haben und verschlang dieses Buch auf dieselbe Art und Weise wie von Dagmar Sachse beschrieben.
    Auch ich war gebannt und fasziniert und nutzt jede Gelegenheit – selbst dann, wenn nur Zeit für einige Zeilen war! Als Michael Obert die Grenze nach Nigeria überschritt und er von seinen Erlebnissen in Nigeria zu erzählen begann, bekam ich es mit der Angst zu tun… da willst Du hin?!? Ich las weiter, wollte ich doch wissen, worauf ich mich einlasse… Nun, ich bin seit 3 Monaten in Lagos und erlebe Widersprüchlicheres, als von Michael Obert geschildert. Beim Lesen fehlen die 4 Sinne, die notwendig sind, um diese Widersprüche auch nachvollziehen zu können – unsere mitteleuropäische Vorstellungskraft reicht dafür einfach nicht aus!
    Wer nie hier war sollte sich – meiner Meinung nach – kein Urteil über den Inhalt dieses Reiseberichtes erlauben!
    Michael Obert ist es gelungen während seiner Reise mit offenem Herzen zu beobachten und jedem ohne Vorurteile gegenüber zu treten. Sein Mut und seine Gabe, das Erlebte so tiefgründig wiederzugeben, ist beispielhaft – Chapeau Monsieur!

  • Ein faszinierender Reisebericht von einem unbekannten Afrika, von geheimnisvollen Bräuchen und Zauberkräften.
    Eine beeindruckende, literarisch gut geschriebene Erzählung,
    Kultur und Leben im Nigergebiet lernt man ebenso kennen, wie die alltäglichen Gefahren, denen der Autor ausgesetzt war, während er durchs Land reiste.
    Für mich einer der besten Reiseberichte der letzten Jahre.

Hinterlasse einen Kommentar