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Momella – eine Farm in Afrika | Das Margarete Trappe Special

Teil 4: Interview mit Rolf Ackermann – Autor, Afrikakenner und Berater für das ZDF-Dokudrama: „Momella – eine Farm in Afrika.”

Interview mit Rolf Ackermann

Die Romanvorlage des von Ziegler Film produzierten historischen Doku-Dramas lieferte Autor und Afrikakenner Rolf Ackermann. In „Die weiße Jägerin” schrieb er die bewegende Lebensgeschichte seiner Protagonistin, Margarete Trappe, nieder. Neben dem längst vergriffenen Buch „Am Fusse des Meru” ist das als Sachbuch angedachte Buch von Rolf Ackermann die einzige Romanbiografie über die deutsche Farmerin und Berufsjägerin Margarete Trappe.
Das der Autor nun während der gesamten Produktion in Tansania als Berater verpflichtet war – und nicht etwa die späteren Trappe-Farm-Betreiber Hardy Krüger oder Jörg Gabriel (Hatari Lodge) – spricht für sich.
In einem Exklusivinterview stand uns der Mann hinter den Kulissen Rede und Antwort.

Das Interview:

AfrikaRoman: Sie waren als Berater zu den Dreharbeiten von „Momella” engagiert. Wie kam es dazu?

Rolf Ackermann: Bereits im Herbst 2005 traf ich mich mit der beim ZDF verantwortlichen Redakteurin, Frau Dr. Becker, und dem Regisseur, Bernd Reufels, in Wiesbaden. Da mein Buch „Die weisse Jägerin” ja in tragenden Passagen auf biografischen Fakten basiert (es war originär als Sachbuch/Dokumentation geplant!), stand von Anfang an meine Mitarbeit als Berater zur Disposition. Originär war angedacht, dass Hardy Krüger wie auch sein Sohn bei den Filmarbeiten mit dabei sein sollten. Die Verhandlungen mit Hardy Krüger stellten sich für das ZDF dann letztendlich als zu kompliziert dar. Nach nicht minder langwierigen Verhandlungen erwarb Ziegler Film schließlich die Filmrechte an meinem Buch. Da Ziegler Film sowohl das ZDF-Projekt realisiert als auch das Recht an der Verfilmung meines Buches erwarb, wurde parallel zu dem Filmrechtevertrag ein Beratervertrag mit mir abgeschlossen. Man wollte sich meiner fundierten Kenntnisse über M. Trappe sowie über Afrika versichern. Der Regisseur, Bernd Reufels, stand ständig mit in Kontakt und war auch hier bei mir in Österreich, wo wir mein “Trappe-Archiv” durchgearbeitet haben und ich ihm meine persönlichen Kontakte in Afrika wie auch in Europa vermittelte.

AfrikaRoman: In dem ZDF-Dokudrama „Momella” werden u.a. Berichte, Fotos und Filmmaterial von Zeitzeugen aus der Familie und dem Umfeld der Trappes mit Spielszenen verwoben, um die Lebensgeschichte der Margarete Trappe “lebendig” werden zu lassen. Standen Sie bei Ihren Recherchen für das Buch mit Nachfahren der Protagonistin M.T. in Kontakt?

Rolf Ackermann: Ich recherchiere schon seit mehr als zehn Jahren an dem Thema “Margarete Trappe”. Ich selbst habe ja zehn Jahre in Kenia gelebt. Einen Sohn von M. Trappe, Rolf, habe ich vor vielen Jahren noch in Tansania persönlich kennen gelernt. Gleiches gilt für Halinka Trappe, die aus Polen stammende Schwiegertochter von M. Trappe, sowie deren Söhnen. Sie lebten/leben in Arusha. Mit Halinka habe ich sehr ausführliche, ungewöhnlich offene Gespräche geführt. Halinka ist leider mittlerweile verstorben.
Mit vielen der Nachfahren hatte ich während der Recherchen persönlichen Kontakt. Die Recherchen gestalteten sich teils sehr kompliziert und aufwendig. In Polen (dem ehemaligen Schlesien, wo Margarete Trappe bei Sagan geboren wurde und wo sie bis zu ihrem “Traum von Afrika” lebte), brauchte ich mit Hilfe von Dolmetschern und Historikern lange Zeit, um an dokumentarisches Material zu gelangen. Zudem erwiesen sich die Familienverhältnisse bei den Nachfahren als großes Hindernis. Von Anfang an waren einzelne Nachkommen bestrebt, M. Trappe in einem Maße zu glorifizieren, das mit den Realitäten nicht in Einklang zu bringen war. Ohne Frage: M. Trappe war eine grandiose Frau. Aber auch in ihrem Leben gab es “menschliche Schwächen”. Sie hat, das steht außer Frage, den verworrenen persönlichen wie auch historischen Rahmenbedingungen dieser Zeit entsprechend, sehr pragmatische Entscheidungen getroffen. Die Familie Trappe hat damals sehr oft unter materiellen/finanziellen Nöten gelitten. Das gab viele Entscheidungen vor. Die aber müssen für mich nicht nachvollziehbar sein. Es war eine andere, sehr schwierige Zeit. Was sie tat, muss im Kontext mit der damaligen Epoche gesehen werden. Dann relativiert sich Vieles! Ich habe weder Tendenzen noch das Recht, die moralische Keule zu schwingen. Ich sehe und sah jedoch auch nie einen Grund, all das zu verschweigen. In einen Roman gehört das aber nicht unbedingt. Insbesondere das Thema des griechischen “Liebhabers” war – und ist noch immer – bei den Nachkommen ein Reizthema. Auch die “Eigenheiten” ihres einstigen Ehemannes Ulrich ist man bei den Nachfahren bestrebt, zu glorifizieren bzw. zu verschweigen. Ich habe aber in der griechischen wie auch englischen Community in Tansania glücklicherweise sehr kompetente Menschen getroffen, die M. Trappe persönlich sehr gut kannten und über dieses Thema freimütig sprachen/sprechen.

AfrikaRoman: Nun läuft im Januar ein weiterer Afrikastreifen im ZDF: „Afrika, mon amour.”. Die Stories ähneln sich! In beiden wird ein Frauenschicksal aufgearbeitet, in einer Zeit, in der das dt. Reich nach Kolonien strebt. Beide Protagonistinnen gehen nach Deutsch-Ostafrika. Was unterscheidet „Afrika, mon amour.” von „Momella – eine Farm in Afrika.”?

Rolf Ackermann: Beide Filme zu vergleichen erscheint mir nicht angebracht. Margarete Trappe war und ist in Ostafrika letztendlich eine historische Persönlichkeit. Sie hat, auf ihre Art, Geschichte geschrieben. Sie wollte Afrika nie ändern. Sie hat Afrika so geliebt, wie es war. Aber Afrika hat sie verändert!
Bei „Afrika, mon amour” hingegen steht wohl eher das persönliche Schicksal zweier Menschen in den Wirren der Kolonialzeit, des Krieges im Zentrum. Solche Schicksale werden – en mass – von Kriegen geschrieben. Margarete Trappe jedoch war schon zu Lebzeiten eine legendäre Persönlichkeit. In Afrika wie auch in Europa! Wer Afrika kennt, weiß, dass ein Ehrentitel wie „Jeyo” von den Menschen dort nicht einfach so vergeben wird.

AfrikaRoman: Und wann wird Ihre Romanbiografie „Die weiße Jägerin” verfilmt?

Rolf Ackermann: Die Rechte liegen bei Ziegler Film. Den Termin sowie Details kennt nur Regine Ziegler.

Wir danken Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen für Ihre weitere Arbeit viel Erfolg!
Das Interview führte: Sven Rosenow

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