Frauen in Europa leben anders als Frauen in Afrika – aber ist es auch ein „besseres“ Leben?
„Frauenland“ nennen die marokkanischen Männer den europäischen Westen, weil dort, wie sie meinen, die Frauen das Sagen haben. Trotzdem macht sich Younes dorthin auf: Er will den letzten der Liebesbriefe, die er seit fünf Jahren schreibt, seiner Angebeteten persönlich überbringen. Doch Mariam, die schon lange in Belgien lebt, hat den Urlaubsflirt mit ihm längst vergessen. Dann sind da noch Faïza, die hoffnungslos in Younes verliebt ist, sein Freund Abdelkader und Mariams Bruder Marwan, jeder mit seinem eigenen Traum vom richtigen Leben. Younes‘ Reise bringt all diese jungen Glücksucher zusammen.Ausgezeichnet mit dem »Vlaamse Debuutprijs«, dem Preis für das beste flämische Debüt 2008.
Autorin: Rachida Lamrabet
Taschenbuch Ausgabe, 256 Seiten
Erschien: Januar 2010, Luchterhand
(Die Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel „Vrouwland“ bei Meulenhoff/Manteau, Antwerpen; aus dem Niederländischen von Heike Baryga.)
Buchrezension zu Frauenland
In Mariams Leben ist alles in bester Ordnung: ein guter Job in der belgischen Politik, ein Freund, genug Geld, eine schöne Wohnung…doch die Idylle bekommt Risse, als eines Tages ihr Bruder Marwan aus der alten Heimat bei ihr auftaucht, in Begleitung seines Freundes Abdelkader und im Gepäck die Geschichte eines toten Mannes, der einst unsterblich in sie verliebt war.
Mariam, gebürtige Marokkanerin, ist schon längst in der Kultur des Abendlandes angekommen und weint den strengen Glaubensregeln der alten Heimat keine Träne nach. Sie fühlt sich wohl im Frauenland, so genannt von den marokkanischen Männern, die meinen, in Europas Westen hätten die Frauen das Sagen. Doch ist Europa ihre Heimat? Inwieweit wird sie wirklich akzeptiert? Und Younes, dessen Heiratsantrag sie nicht ernst nahm und der nun tot ist, wer war er eigentlich? Plötzlich zwischen den Kulturen und auf seltsame Weise heimatlos, begibt sich Mariam mit Marwan und Abdelkader auf einen Roadtrip in die Vergangenheit.
In etlichen, miteinander verschachtelten Episoden erzählt die Autorin die Geschichte von der jungen Marokkanerin mit belgischem Paß, ihrem Bruder und Younes. Sie schildert das Leben in Europa und Afrika aus verschiedenen Blickwinkeln: hier westlicher Komfort, dort Rückständigkeit. Hier Werteverfall und Konsumterror, dort strenge Sitten und Glaubensregeln, die den Alltag bestimmen. Hier Glück, dort Unglück? Nein, so einfach ist es nicht, und deshalb liest sich Rachida Lambarets Roman auch so erfrischend unterhaltsam: weder versucht die Autorin, dem Leser eine bestimmte Ansicht aufzudrängen, noch wertet sie in irgendeiner Form.
Sie erzählt, schildert verschiedene Lebensläufe und zeigt, wie unterschiedlich sich „Glück“ definiert. Ein Buch, das leicht zu lesen ist und dennoch zum Nachdenken bringt und ein gelungenes Debüt. Bitte mehr davon!
Veröffentlicht am 20. Januar 2010
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AfrikaRoman bewertet "Frauenland" mit:
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