Der Südsudan kommt nicht zur Ruhe. Eben erst zur Republik ausgerufen, wird das Land vom sudanesischen Diktator Umar Hasan Ahmad al-Baschir und seinen Milizen überfallen – die Erdölvorkommen üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf den Despoten aus.
Der Geologe Christian Wagner und die Entwicklungshelferin Maja Schenk, beide im Auftrag internationaler Organisationen im Südsudan tätig, müssen vor dem Konflikt ins benachbarte Äthiopien fliehen. In der Stadt Asosa treffen sie aufeinander und werden vor neue Herausforderungen gestellt: der Bezirksverantwortliche Dereje Gebrai hat Probleme mit Bauern, die sich einer geplanten Umsiedlung widersetzen. Auch sudanesische Flüchtlinge bereiten ihm Sorgen. Gleichzeitig vermutet er wertvolle Rohstoffe im Boden der Gemeinde. Er will die beiden Deutschen für seine Zwecke einspannen, doch sein Stellvertreter, der fundamentalistische Muslim Ahmand al Tongo, hat eigene Pläne…So weit, so vielversprechend. Gerade das Thema des Landaufkaufs in Afrika durch Schwellenländer wie China ist eine in Europa relativ unbekannte Problematik, über die es sich zu schreiben lohnt, genauso wie der Bürgerkrieg im Südsudan.
Leider gelingt es dem Autor noch nicht einmal, Spannung aufzubauen, geschweige denn, die Thematik lesenswert zu verpacken. Geraubtes Land mutet an wie ein Schüleraufsatz der 10. Klasse, der mit „Gut” benotet wird – bemüht, aber noch mit Luft nach oben. Für einen Roman ist das allerdings viel zu wenig. Die Dialoge sind hölzern, die Figuren zweidimensional, die Handlung vorhersehbar. Auf Äthiopiens Geschichte und die Menschen, die dort leben, wird genauso wenig eingegangen wie auf die Hintergründe des Konfliktes im Südsudan. Letztlich sind die Handlungsorte komplett austauschbar. Es wird sehr deutlich, dass der Autor Äthiopien noch nie besucht hat, sondern seine Informationen ausschließlich aus TV und Internet bezieht.
Gefährliche Schwarzmalerei betreibt der Autor mit seinen Protagonisten: der Stellvertreter des Bezirksvorsitzenden, ein Muslim, personifiziert das Böse im Roman, während die Christen allesamt die Rollen der positiven Helden besetzen. In einem Interview mit einer schweizerischen lokalen Internetseite darauf angesprochen, erklärt Gerard Schwyn auf die Frage, ob diese Sichtweise nicht ein wenig platt sei: „Für mich ist das nun mal so.”
Die Frage, ob man solch einseitigen Ansichten eine Plattform bieten sollte, kann wohl nur der veröffentlichende Verlag beantworten. Ein „actionreiches Abenteuer mit internationalem politischen Tiefgang”, wie im Klappentext versprochen, sucht man beim Lesen vergeblich.
Gérard Schwyn: Geraubtes Land. März 2013, Schardt. Taschenbuch, 210 Seiten.
Veröffentlicht am 14. Mai 2014
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