Von Gentlemen, Krokodilen und traditionellen Werten – Krimivergnügen auf botswanisch
Denkt man an weibliche Romandetektive, fallen einem Namen wie Jane Marple, Kinsey Millhone, Vic Warshawski und Kay Scarpetta ein: weiße, meist angelsächsische Protagonistinnen, geschaffen von bekannten Autoren wie Sara Paretsky, Sue Grafton, Patricia Cornwell und nicht zuletzt der guten, alten Agatha Christie. Häufig sind sie schlank, taff, können schießen und beherrschen diverse Kampfsportarten.
Die Krimi-Reihe in der richtigen Reihenfolge
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Nicht so Mma Ramotswe, die beleibte Protagonistin in der gleichnamigen Krimireihe des in Simbabwe geborenen und in Schottland lebenden Autoren Alexander McCall Smith. Im botswanischen Gaborone hat sie die „Nr.1 Ladies’ Detective Agency” eröffnet, gerüstet mit nichts als einem Handbuch über private Ermittlungen und ihrer großen Menschenkenntnis. Auch ihre Fälle unterscheiden sich ein wenig von denen ihrer hellhäutigen Romankolleginnen. Statt Vergewaltigung, Mord und Totschlag drehen sich in Botswanas einziger Privatdetektei die Ermittlungen um Ehebruch, geprellte Ehemänner, Kuckuckskinder und verschollen geglaubte Sprößlinge. Precious Ramotswe löst ihre Fälle gewaltfrei, mit gesundem Menschenverstand, weiblicher Intuition und Scharfsinn. Zwischendurch philosophiert sie über die große, weite Welt, den Verfall der alten Werte und Traditionen, den anregenden Charakter von Buschtee und über nicht traditionell gebaute (also dünne) Menschen oder sie rettet den „besten aller Männer”, ihren Verlobten Mr. J.L.B. Matekoni, aus brenzligen Situationen wie beispielsweise einem drohenden Fallschirmabsprung.
Krimis um Mma Ramotswe
Die Krimis um Mma Ramotswe sind vor allem eins: ein Loblied auf Botswana und seine Menschen. Und auch wenn die immer wiederkehrende Litanei vom Werteverfall und das Loblied auf Tugenden wie Wahrheit, Ordnung und Treue mir beim Lesen mitunter etwas auf die Nerven ging: die Krimis von Mma. Ramotswe zu lesen fühlte sich für mich an, als ob ich mich in meinen Lieblingssessel kuschle: gemütlich und gewohnt, beruhigend, Gefühle wie Vertrautheit und Geborgenheit auslösend. Mma Ramotswe kann zur Gewohnheit werden: gleichförmig, ohne große Höhen und Tiefen, unkompliziert und sehr, sehr liebenswert – „ein federleichtes Lesevergnügen” (Deutschlandfunk) eben.
Veröffentlicht am 16. September 2006
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