
Meja Mwangi: Big Chiefs
Eines Nachts verlässt er die Grube, um einen lang gehegten Plan auszuführen. Um seinetwillen, um des Alten willen. Und um des Mädchens willen, das wie er in der Grube lebt und seine Kinder mit bitteren Pflanzen am Leben hält. Inmitten eines apokalyptischen Szenarios entspinnt sich eine hochmoralische Geschichte.
Meja Mwangi gibt seiner Stadt und seinen Protagonisten keine Namen. Er wählt für seinen Roman die Form der Parabel, denn was er erzählt, scheint erschreckend wiederholbar. Es trifft die Ereignisse in Ruanda, findet Parallelen in Somalia, in Zimbabwe und in der jüngsten Geschichte Kenias.
Buchrezension zu Big Chiefs
Der Junge, der alte Mann und das Mädchen leben in der Grube, einer stinkenden Hölle am Rand einer afrikanischen Großstadt.
Die Grube ist ein Slum ohne Strom und Wasser – und Heimat der Armen, Ausgestoßenen und Hoffnungslosen, die dem täglichen Elend mit stoischem Gleichmut begegnen.
Der alte Mann, einst zu den Herrschenden gehörend und nun hungrig, alt und blind, erinnert sich an seine Vergangenheit. Damals, als er ein mächtiger Mann war, einer der „Big Chiefs“ im Land, und in die Machenschaften und die Mordpläne der Regierung eingeweiht war. Das er alles gewusst und aus Bequemlichkeit und Eigennutz nichts verhindert hat, quält ihn und er spricht darüber mit dem Jungen, wieder und wieder.
Der wird wütend über die Untätigkeit des alten Mannes und beschließt, es besser zu machen. Er plant gemeinsam mit anderen aus der Grube den Aufstand…
Meja Mwangi gibt seinen Protagonisten keine Namen. Personen und Orte sind austauschbar, Slums wie die Grube existieren vielfach und überall, in Afrika und anderswo. Und auch wenn man Parallelen zum Genozid in Ruanda entdeckt, das Geschehen ist ebenso austauschbar. Big Chiefs zeigt überdeutlich die Sinnlosigkeit von Gewalt und weist mit dem Finger anklagend auf alle afrikanischen Despoten, die ihr Volk hungern lassen und selbst im Luxus leben.
Es ist nicht nur ein Roman, sondern macht die Probleme deutlich, mit denen ein Großteil der afrikanischen Länder zu kämpfen hat: Korruption und Machtgier, das Fehlen von Strukturen und die Unfähigkeit, uneigennützig zu regieren und zum Wohle aller zu herrschen – diese Eigenschaften ziehen sich durch alle Parteien, Alternativen sind nicht in Sicht. Auch die in Romanen oft bemühten Klischees arm=gut und reich=böse strapaziert der Autor nicht – nur Willkür und Waffen bestimmen, wer gerade am Zug ist, keiner ist besser als der Andere.
Die damit einhergehende Hoffnungslosigkeit lässt sich nur schwer ertragen. Big Chiefs ist ein Endzeitroman im besten Sinn des Wortes – Gewinner gibt es bei Meja Mwangi nicht.
Veröffentlicht am 25. März 2009
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AfrikaRoman bewertet "Big Chiefs" mit:
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