Rezensionen

Tom Sharpe: Mohrenwäsche

Tom Sharpe: Mohrenwäsche

Mohrenwäsche von Tom Sharpe

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Satire par exzellence

Ok, ich gebe es zu: ich war etwas voreingenommen, was „Mohrenwäsche“ von Tom Sharpe angeht, ehe ich auch nur eine einzige Zeile des Buches gelesen hatte, denn kurz vorher hatte ich einen Roman namens „Puppenmord“ vom selben Autor praktisch verschlungen. Dieser spielte in England, Schauplatz von „Mohrenwäsche“ aber ist das südafrikanische Städtchen Piemburg, was das Buch zu einem Afrikaroman macht, allerdings zu einem der etwas anderen Art.

Einer der Protagonisten, der afrikaandische Polizeichef Piemburgs, löst gleich zu Beginn ein kniffeliges Problem. Er soll am alljährlich stattfindenden Heldengedenktag Reden halten, und zwar vor eine vor den ansässigen Briten UND eine vor Angehörigen der burischen nationalistischen Partei. Diese beiden Gruppierungen sind sich naturgemäß nicht besonders grün und deshalb sind die beiden Reden für Polizeichef van Heerden eine wirkliche Herausforderung.
Nachdem er diese Aufgabe zu seiner vollsten Zufriedenheit gemeistert hat, verabschiedet sich der Oberbulle der Stadt in den wohlverdienten Kurzurlaub. Was er nicht ahnt: sein Stellvertreter, der ebenso verklemmte wie ehrgeizige Luitenant Verkramp, will die Gelegenheit nutzen und die Stadt von Saboteuren aller Art, Kommunisten und Zulufreunden säubern und gleichzeitig diejenigen Polizeiangehörigen, die eine Vorliebe für dunkelhäutige Frauen haben, von dieser abartigen Neigung kurieren. Selbstverständlich nicht um des Allgemeinwohls willen, sonden um seine (in seinen Augen längst fällige) Beförderung zu forcieren.
Die Mittel, die er zur Lösung dieser Probleme anwendet, sind ebenso grotesk wie nutzlos und enden damit, daß gut die Hälfte der männlichen Polizeikräfte Piemburgs auf einmal mehr als nur freundschaftliche Neigungen füreinander entwickeln, strategisch wichtige Gebäude sowie ein paar Strausse explodieren, eigentlich verbündete Agenten sich gegenseitig ausspionieren und sämtliche Honorationen Piemburgs eingebuchtet werden. In diesen Zustand des totalen Chaos kann nur einer wieder Ordnung bringen: Kommandant van Heerden.

Wenn dieser im Urlaub seiner Vorliebe für alles Englische nachgeht, Verkramps Agenten versuchen, Strauße mit mit Sprengstoff gefüllten Kondomen zu füttern und der Luitenant Pläne für die Säuberung Piemburgs schmiedet und dabei die halbe Stadt in Schutt und Asche legt, fließen Lachtränen. Tom Sharpe versteht es meisterhaft, das Apartheidregime zu karikieren – nicht umsonst wurde der Autor aufgrund seiner Publikationen vom südafrikanischen Geheimdienst verfolgt und schließlich des Landes verwiesen.

Rabenschwarz, boshaft und absolut treffend – „Mohrenwäsche“ ist zwerchfellerschütternd und deshalb für alle Freunde der literarischen Farce uneingeschränkt zu empfehlen!

Veröffentlicht am 20. Dezember 2005


Autor: Tom Sharpe
ISBN-13: 978-3442449132
Taschenbuch Ausgabe, 352 Seiten
Verlag: Goldmann, Januar 2003


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AfrikaRoman bewertet "Mohrenwäsche" mit:
  • Gesamtbewertung
4

Über den Autor

Dagmar Iselt

Dagmar ist eines der Gründungsmitglieder des Literaturportals. Sie ist hauptberuflich Bibliothekarin und damit schon per se literaturbegeistert. Außerdem liebt sie es zu laufen, nebenberuflich Pilates zu unterrichten, zu kochen (und zu essen) und in der Welt umherzureisen. Dabei am liebsten im Gepäck: Bücher von Deon Meyer, Henning Mankell oder Chimamanda Ngozi Adichie.

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