Nach 35 Dienstjahren muß Commissaire Llob den Dienst quittieren. Man hat entdeckt, daß er auch als Schriftsteller tätig ist. Seine Kriminalromane, die unter dem Pseudonym Yasmina Khadra erscheinen, erregen an höchster Stelle Mißfallen. Ihm wird vorgeworfen, hohe Beamte anzuschwärzen und das Land in Mißkredit zu bringen. Tatsächlich hatte Llob in seiner Doppelrolle als Autor und Kommissar einen Zweifrontenkrieg führen müssen: gegen die Mächtigen im Land wegen ihrer korrupten Praktiken und gegen die Fundamentalisten, deren Zielscheibe er als Intellektueller war. Herbst der Chimären ist nicht in erster Linie von einer raffiniert konzipierten Kriminalhandlung bestimmt. Dafür ist das neue Buch vielleicht der politischste der drei Commissaire-Llob-Romane des algerischen Autors, der heute wie viele seiner Kollegen im Exil lebt. Nach Llobs Suspendierung passiert Mysteriöses: seine Wohnung wird durchsucht, in seinem Stammcafé gehen Handgranaten hoch. Llob weiß nicht, von welcher Seite die Bedrohung kommt. Als man ihm die Rehabilitierung und die Rückkehr auf seinen Posten anbietet, lehnt er ab. Er kann ohnehin nichts erreichen in dieser sich selbst zerstörenden Gesellschaft. Resignation und eine drastische Schlußsequenz: Wer immer in Algerien derzeit für Gerechtigkeit und gegen die vielen Mißstände auftritt, wird zum Schweigen gebracht, so die traurige Botschaft des Autors.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi Preis 2002 (Platz 2, International)
Autor: Yasmina Khadra
Buchtitel: Herbst der Chimären
Gebundene Ausgabe, 160 Seiten
Erschien: Januar 2000, Haymon Verlag