Der Autor Zakes Mda macht sich in Excelsior auf die Suche nach den Beteiligten und ihren Geheimnissen. Im Zentrum stand damals die junge Schwarze Niki mit ihren beiden Kindern. Mda erzählt ihre Geschichte – es ist gleichzeitig die Geschichte seines Landes.
AfrikaRoman-Rezension zu: Die Madonna von Excelsior
Die Madonna von Excelsior erzählt die Geschichte zweier Generationen der schwarzen, weißen und nicht zuletzt der farbigen Bevölkerung Südafrikas, untrennbar verknüpft mit der politischen Entwicklung im Land.
Der Roman beginnt in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Im Herzen Südafrikas und fest in der Hand der Buren – Minderheit liegt die Provinz Free State und das Städtchen Excelsior mit der Schwarzensiedlung Mahlatswetsa.
Die in Excelsior lebenden Buren sind zumeist Farmer, eng mit ihrer Kirche verbunden und vor allem eins: glühende Verfechter der Rassentrennung, die sexuelle Kontakte zwischen Schwarzen und Weißen strikt untersagt und mit Strafen ahndet. Aber auch im Städtchen Excelsior werden, wie seit Anbeginn der Besiedlung Südafrikas durch weiße Farmer, farbige (gemischtrassige) Kinder geboren. Ein angesehener Farmer, der Metzger, der Pastor, der Bürgermeister – all diese “ehrbaren” Männer, diese “Stützen der Gesellschaft”, können der Lust am Verbotenen nicht widerstehen und treffen sich heimlich mit schwarzen Frauen.
Der Autor beschreibt die Geschichte von Niki, Maria und Mmampe – alle als Hausmädchen oder Hilfskräfte bei den Weißen angestellt, gedemütigt und schlecht bezahlt. Die Scheune, in der die verbotenen Begegnungen stattfinden, ist der einzige Ort, an dem sie Macht über ihre weißen Arbeitgeber ausüben.
Natürlich kommen irgendwann die ersten farbigen Kinder zur Welt, die Liebesbeziehungen fliegen auf und es kommt zu einem Aufsehen erregenden Prozess, der mit dem Freispruch der angeklagten schwarzen Frauen endet.
In der zweiten Hälfte des Buches dreht sich die Handlung hauptsächlich um Popi, die aus der Liaison der Schwarzen Niki mit dem Metzger Stefanus Cronje entstandenen Tochter. Sie hadert mit ihrer hellen Haut und dem glatten Haar, wird sie doch weder bei den Schwarzen noch bei den Weißen als zugehörig betrachtet. Später schließt sie sich der schwarzen Befreiungsbewegung an und wird nach deren Sieg Mitglied im Stadtrat. Aber die einstigen Kämpfer bereichern sich und die ehemaligen Machthaber suhlen sich entweder in ihrem Hass oder versuchen, sich mit neuen Gegebenheiten zu arrangieren. Der Autor macht deutlich: es gibt nicht nur die “guten” Schwarzen und die “bösen” Weißen – er zeichnet ein menschliches, realistisches Bild der südafrikanischen Gesellschaft nach dem Ende der Apartheid.
Wie ein roter Faden ziehen sich durch den Roman die Beschreibungen expressionistischer Gemälde, die ein Pater zeichnet, dem Niki und Popi als “Madonna mit Kind” Modell gesessen und so ihr Einkommen aufgebessert haben. Da mit wenig bildlichem Vorstellungsvermögen ausgestattet, fand ich diese Beschreibungen etwas langatmig und schwer zu lesen, aber sie geben dem Buch natürlich auch etwas Einmaliges.
Die Madonna von Excelsior ist nach einer wahren Begebenheit geschrieben. Dies und die einfühlsamen Beschreibungen von Popis Gefühlen, ihrer inneren Zerissenheit und nicht zuletzt die sehr genau beobachteten Zustände im alten und neuen Südafrika machen den Roman meiner Meinung nach ausgesprochen lesenswert.
Zakes Mda: Die Madonna von Excelsior. Aus dem Englischen von Peter Torberg. Unionsverlag. Zürich 2005, 320 Seiten
Veröffentlicht am 18. August 2005
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