AfrikaRoman-Rezension zu „Das Feuer der Wüste” von Karen Winter
Südwestafrika, 1959: Ruth Salden lebt und arbeitet auf der Schaffarm „Salden’s Hill“. Sie ist glücklich, bis sie von ihrer Mutter erfährt, dass die Farm vor dem Bankrott steht und ihre Mutter plant, gemeinsam mit ihr in die Stadt zu ziehen und sie endlich standesgemäß zu verheiraten. Doch dann erfährt Ruth, dass ihre Großmutter vor über fünfzig Jahren mit einem riesigen Diamanten, dem „Feuer der Wüste“ verschwand. Gemeinsam mit dem Historiker Horatio macht sie sich auf die Suche, denn „Salden’s Hill“ muss gerettet werden.
Wieso werden manche Bücher gedruckt, gelesen – oder überhaupt erst geschrieben? Aus der Geschichte um die Farmertochter Ruth hätte man durchaus einen packenden Roman machen können. Dies ist der Autorin aber gründlich danebengegangen.
Man gewinnt beim Lesen sehr schnell den Eindruck, Karen Winter hat auf der Volkshochschule einen Kurs „Kreatives Schreiben leicht gemacht“ belegt und versucht nun, das Erlernte umzusetzen. Eine heldenhafte Hauptfigur: Check. Wildromantische Landschaft: Check. Einflechten historischer Tatsachen: Check. Happy End: Check. Nur – Herzblut und Leidenschaft bleiben bei dieser Art des Schreibens völlig auf der Strecke.
Von falschen geschichtlichen Tatsachen einmal abgesehen (den Staat Namibia gibt es unter diesem Namen erst seit 1990 und auch das Penicillin, das im Roman anno 1904 ganz selbstverständlich aus einer Apotheke besorgt wird, fand erst ab 1941 Verwendung am Patienten), erfüllen die Figuren jedes nur denkbare Klischee: da gibt es die resolute, robuste Farmertochter, die lieber Schafe schert als schöne Kleider trägt, ihre Mutter, die das Mädchen unter die Haube bringen will, die weise alte Frau, die alles ins Lot bringt und den hilfsbereiten Schwarzen genauso wie den fiesen Weißen.
Auch die Wandlung Ruths von einer, die sich nicht für Männer interessiert zu einem kichernden, vor Liebe blinden Backfisch (und das alles innerhalb weniger Tage) ist mehr als an den Haaren herbeigezogen.
Die Krönung ist der Schuss Esoterik in Form von Visionen, die die Protagonistin in regelmäßigen Abständen und (sehr praktisch für den Leser) in chronologischer Reihenfolge heimsuchen. Über das vollkommen an den Haaren herbeigezogene, aber beim Lesen von der Rezensentin herbeigesehnte Ende des Romans muss man nicht viele Worte machen – es ist ebenso abstrus wie der Rest des Buches.
Fazit: Das Feuer der Wüste ist einer der Romane, mit dem man definitiv nur seine Zeit verschwendet.
Veröffentlicht am 3. August 2012
AfrikaRoman bewertet "Das Feuer der Wüste" mit:
- Gesamtbewertung
Wenn man in Namibia gelebt hat oder dieses Land kennt, fällt es schwer, das Buch zu Ende zu lesen, es strotzt so vor Fehlern, die auch nicht damit begründet werden können, dass es sich um einen Roman handelt; denn das Umfeld der handelnden Personen sollte schon gut recherchiert sein. Wenige Beispiele: Die Handlung ist im Jahr 1959 angesiedelt, eine Figur meint, das Land heiße schon lange nicht mehr „Südwest“ sondern Namibia (Namibia ist erst 1990 entstanden). Aus der Wolle der Karakullschafe sollen angeblich Persianermäntel hergestellt werden (die aus den Fellen der – meist ungeborenen aus dem Leib der geschlachteten Mutter entnommenen – Babyfelle produziert werden)… usw. Da passt es, dass die Autorin kolonialistische Begriffe unkritisch übernimmt, die rassistisch sind: Stamm für eine afrikanische menschliche Gesellschaft, „Eingeborene“ usw. Schrecklich.
Seit wann ist „Stamm“ kolonialistisch? Ich lebe in Namibia, und alle hier sprechen von „Stämmen“ oder auf Englisch „tribes“ (offiziell von der schwarzen Regierung benutzt) und dem Namibia sehr schadenden „Tribalismus“, der daraus entsteht, dass die schwarzen Stämme sich lieber bekämpfen als miteinander etwas aufzubauen.
Ansonsten stimme ich Dir zu: Die Autorin hat nicht gut recherchiert wie viele andere Autoren, die Afrika beschreiben auch. Da gibt es Liebesbeziehungen oder sogar Ehen zwischen schwarz und weiß zu Anfang des 20. Jahrhunderts, und wie Du schon sagst, die Bezeichnung „Namibia“, die erst 1990 entstand und viele andere falsche Informationen mehr.
Die Wolle der Karakulschafe ist so hart, dass es jedem wohl schwerfallen würde, daraus weichgelockte Persianermäntel herzustellen. Wir verwenden diese Wolle hier ausschließlich für Teppiche und harte Fußmatten.
Und ich stimme Dir auch in Deinem Urteil zu, dass es schwerfällt, solche Romane zu Ende zu lesen, wenn man das Land kennt und/oder hier lebt. Es ist haarsträubend, was manche Autoren sich ausdenken. Ich wünschte mir, es gäbe mal einen echten „Namibia-Roman“, der den Namen auch verdient.
Der Name Namibia ist nicht erst 1990 entstanden! Prof. Kerina hatte ihn schon ende der 70er Jahre benutzt und lange vor der Unabhängigkeit war die offizielle Bezeichnung Suedwestafrika.