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Lukas Bärfuss: Hundert Tage

Die Geschichte eines moralischen Irrtums, der in Ruanda eines der größten Verbrechen des Jahrhunderts ermöglichte. Der Roman zweier Menschen, die im Chaos ihrer Zeit um ihre Unschuld kämpfen.

Lukas Bärfuss: Hundert Tage

Hundert Tage von Lukas Bärfuss

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Ruanda, April 1994, in Kigali wütet der Mob. David, Mitarbeiter der Schweizer Entwicklungshilfe, hat das Flugzeug, mit dem die letzten Ausländer evakuiert wurden, abfliegen lassen. Er versteckt sich hundert Tage in seinem Haus, vom Gärtner mit Nahrung versorgt und mit Informationen über Agathe, Tochter eines Ministerialbeamten, die der Grund für sein Bleiben ist. Die vergangenen vier Jahre ihrer Liebe ziehen ihm durch den Kopf, die Zeit, die er als Entwicklungshelfer in Kigali verbrachte. Millionen wurden in ein totalitäres Regime gepumpt, das schließlich, als es die Macht an eine Rebellenarmee zu verlieren drohte, einen Genozid organisierte. Auch David wurde zum Komplizen der Schlächter, und als die Aufständischen Kigali einnehmen, flieht er mit den Völkermördern über die Grenze. Dort findet er in einem Flüchtlingslager Agathe wieder, aber esist nicht die Frau, die er einmal liebte.

Lukas Bärfuss’ minutiös recherchierter Roman berichtet von Menschen, die das Gute beabsichtigten und das Böse bewirkten. Hundert Tage erzählt ein dunkles Kapitel aus Afrikas Geschichte, in das wir tiefer verstrickt sind, als wir glauben wollen. Nicht zuletzt ist es die bewegende Geschichte einer Liebe in Zeiten des Krieges und die Geschichte von den Verheerungen, die der Hass anrichtet.

1 Kommentar

  • Lukas Bärfuss hat etwas geschafft, das ich nicht für möglich gehalten hätte. Er hat mir eines der größten Verbrechen der Menschheit deutlich vor Augen gehalten und mich in seinen Bann gezogen. Mitreißend geschrieben, ein unglaublich feiner Schreibstil, der plötzlich in mitreißende Sätze umschlägt und wieder zurück. Als Schweizer, kann ich mich auch ein Stück weit in David Hohl hineinversetzen und ihn verstehen, auch wenn mir persönlich die Beziehung zu Agahte zu blass bleibt und im Vergleich zum restlichen Roman eher aufgesetzt wird. Dies soll der einzige Kritikpunkt bleiben, denn was Bärfuss ansonsten für eine Atmosphäre und Dichte herbeischreibt, verdient nur höchstes Lob. Man wird direkt in die Schrecken dieser Zeit hereingezerrt und wird gepackt von Unglauben und auch Traurigkeit. Denn obwohl Bärfuss nicht Blutbäder und das kaltblütige Erschießen von Menschenleben beschreibt, läuft es einem kalt den Rücken hinab, wenn man ein Bild der leeren Straßen mit den Leichen in den Straßengräben beschrieben bekommt.
    Ich habe das Buch in einem Fluss durchgelesen und es ist für mich eines der packensten Werke, das ich in den letzten Jahren gelesen habe. Bedingung ist, dass man sich auf das Thema Bürgerkrieg einlässt und nicht nach den ersten Seiten aufgibt, denn ein bisschen Einlesen muss man sich schon. Hat man das, wird man nach dem Zuklappen dieses Buches noch einige Gedanken über den Inhalt verlieren.

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