Ein Südafrika-Thriller aus der gefährlichsten Stadt der Welt
AfrikaRoman-Rezension zu: Stunde der Buße
Kapstadt in der Gegenwart. Die junge Dunai Marks arbeitet für eine Organisation namens STOP, die sich für Geburtenkontrolle einsetzt. Eines Tages findet sie ihre über alles geliebte Chefin ermordet in deren Büro. Sie schwört, die Täter zu finden. Damit ruft sie mächtige Feinde auf den Plan, findet aber auch Hilfe, wo sie es am wenigsten erwartet. Und die Wahrheit ist irgendwo da draußen…
Eine ermordete Feministin, jede Menge Verdächtige, eine coole Heldin, die mutig auf eigene Faust ermittelt, das alles vor der tollen Kulisse Kapstadts spielend – dieser Mix ergibt, so meint man, die Zutaten für einen soliden Thriller.
Doch weit gefehlt.
Bereits auf den ersten Seiten beschleicht einen das Gefühl, einen besonders dick geratenen Groschenroman zu lesen. Reißerische Sprache, übertriebene Formulierungen und gnadenlose Schwarzweißmalerei: gute Krimikost liest sich anders. Die Protagonistin ist taff „auf Teufel komm raus”, auch wenn es völlig unangemessen ist. Die Handlung ist überfrachtet mit viel zu vielen Details: nicht nur, das Dunai Marks auf gerade 430 Seiten den Mörder ihrer Mentorin entlarvt und sich (natürlich!) in einen Mann verliebt, den sie anfangs total abstoßend findet. Nein, außerdem lüftet sie auch das Geheimnis ihrer Herkunft, kümmert sich um ihren Sohn und ihre Tiere, macht eine Erbschaft und entdeckt die Machenschaften einer radikalen geheimen Feministinnenorganisation – das ist eindeutig zu viel für einen Roman.
Die Handlung wirkt konstruiert und zum Teil an den Haaren herbeigezogen. Durch die Überfülle an Details bleibt alles oberflächlich, weder auf die Arbeit der Organisation STOP noch auf die unsichtbar im Hintergrund wirkende Feministinnengruppe „Sisterhood of the Double Cross” wird tiefergehend eingegangen.
Im letzten Buchdrittel liest es sich etwas leichter, die Dialoge klingen nicht mehr ganz so hölzern, die Handlung wird etwas flüssiger. Auch die Lösung des Falles ist halbwegs originell und überraschend. Leider rettet das den Gesamteindruck kaum und auch der regelmäßig eingestreute Kapstädter Lokalkolorit hilft wenig.
Fazit: der in der Einführung angeführte Vergleich mit Deon Meyer ist wie das Nebeneinanderstellen von Hedwig Courths-Mahler und Thomas Mann – Stunde der Buße ist ein Buch zum Weglegen.
Veröffentlicht am 4. Februar 2009
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AfrikaRoman bewertet "Stunde der Buße" mit:
- Gesamtbewertung