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Damon Galgut: Der Betrüger

Der »Große Gatsby« Südafrikas – vom Autor des Romans »Der gute Doktor«

Damon Galgut: Der Betrüger

Der Betrüger von Damon Galgut

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Als Adam Napier ein verlassenes Haus am Rand eines staubigen südafrikanischen Kaffs bezieht, hofft er dort auf einen Neuanfang. Nach dem Verlust seines Jobs und seines Zuhauses in Kapstadt will er hier als Dichter zu seinem wahren Selbst finden. Doch schon bald verliert er sich in der scheinbar Zeit und Welt entrückten Ödnis. Erst als er Kenneth Canning trifft, einen ehemaligen Mitschüler, kommt wieder Leben in Adams Alltag. Und er gerät in den Bann von Cannings eigenartiger Welt: Dieser mittlerweile schwerreiche Geschäftsmann lebt mit seiner ebenso schönen wie mysteriösen Frau Baby in einem nahezu surrealen Paradies: Gondwana – ein grün schillernder Garten Eden inmitten einer Halbwüste. Es ist ein Ort der Träume und Verführung, in dessen Zentrum Gier, Rachegefühle und Machtstreben herrschen. Hier beginnt Adam nicht nur eine Affäre mit Baby, er wird auch in Cannings skrupellose Geschäfte verwickelt und damit in eine tödliche Tragödie, die auch das Ende des Paradieses besiegelt.

Der Betrüger von Damon Galgut: Rezension

Südafrika, irgendwo im Nirgendwo: Adam Napier will noch einmal von vorn anfangen. Er verlor Job und Heim in Kapstadt und plant, in der Einöde der staubigen Karoo als Dichter seine wahre Berufung auszuleben.
Aber die erhoffte Inspiration findet Adam nicht – Einöde, Staub und Langeweile machen ihm zu schaffen. Eines Tages trifft er zufällig Kenneth Canning, einen alten Schulfreund. Obwohl sich Adam nicht erinnern kann, mit ihm befreundet gewesen zu sein, lässt er sich auf den Kontakt ein und taucht in eine völlig andere Welt ein: der reiche Canning und seine mysteriöse Frau Baby leben, umgeben von trockener Wildnis, in einem grünen Paradies, scheinbar unberührt vom Rest der Welt. Es ist ein phantastisch anmutender Ort und Adam erliegt seinem Sog. Er beginnt nicht nur eine Affäre mit Cannings Frau, sondern lässt sich auch in dessen illegale Machenschaften hineinziehen. Und bemerkt zu spät, was er damit auslöst…

Schon wie in Der gute Doktor beschreibt Damon Galgut auch hier einen Mann in mittleren Jahren, der durch ein Ereignis aus seinem eintönigen, frustrierenden Dasein gerissen wird.
Der perspektivlose Adam, der glaubt, seine wahre Bestimmung sei die Lyrik, die anfangs so geheimnisvoll erscheinende Baby, die sich später als berechnend und geldgierig herausstellt und Canning, der Freund aus Kindertagen, der sich ebenfalls von der Aussicht auf Macht und Geld korrumpieren lässt und schlussendlich verliert: die Entwicklung all dieser Charaktere ist großartig beschrieben. Vor allem Adams Sicht seiner selbst und seine Rechtfertigung des moralisch verwerflichen Tuns ist subtil und glaubwürdig beschrieben. Von Beginn an ist das bedrückende Gefühl, einer Katastrophe entgegenzusteuern, sehr stark. Auch der Unterschied zwischen reichen und armen Schwarzen und der neuen „Haute Volee“ im Südafrika nach der Apartheid ist klar und ohne Schönfärberei herausgearbeitet. Korrupt sind hier alle, egal welcher Hautfarbe.

Sicher: wer heitere Romane bevorzugt, sollte Der Betrüger schnell zur Seite legen. Galguts Charaktere sind allesamt unglücklich und einsam, der Grundtenor des Romans ist sehr düster. Und nur, weil Adam Napier in Gedanken ein Idealbild seines Lebens zeichnet und all sein Tun vor sich selbst schönredet, endet der Roman für ihn und den Leser nicht in der vermuteten Katastrophe, sondern nur in einer anderen Form von Einöde und Tristesse. Ein Happy End? Nein – aber ein sehr passender Schluss für diesen Roman.

Veröffentlicht am 13. Februar 2009


Autor: Damon Galgut
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Manhattan, Februar 2009
Originaltitel: The Impostor


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AfrikaRoman bewertet "Der Betrüger" mit:
  • Gesamtbewertung
3

Über den Autor

Dagmar Iselt

Dagmar ist eines der Gründungsmitglieder des Literaturportals. Sie ist hauptberuflich Bibliothekarin und damit schon per se literaturbegeistert. Außerdem liebt sie es zu laufen, nebenberuflich Pilates zu unterrichten, zu kochen (und zu essen) und in der Welt umherzureisen. Dabei am liebsten im Gepäck: Bücher von Deon Meyer, Henning Mankell oder Chimamanda Ngozi Adichie.

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