Abwechslungsreich, lebensnah, dramatisch
Mit dem Bestseller Ich kehre zurück nach Afrika begann die Autorin Stefanie Gercke die Familiensaga um Henrietta Tresdorf. In jungen Jahren nach Südafrika kommend, verliebt sie sich nicht nur in das Land, sondern auch in Ian. Eine gemeinsame Existenz aufbauend, müssen Ian und Henrietta mit ihren Zwillingen 1968 aus Südafrika fliehen, nachdem sie zuvor des Öfteren mit dem Apartheidregime in Konflikt geraten waren.
Doch nun geht die Geschichte weiter:21 Jahre nach ihrer dramatischen Flucht aus Südafrika und wieder in Deutschland lebend, kann Henrietta sich nicht damit abfinden, dass nun Hamburg ihre Heimat ist. Wieder und wieder wird sie in ihren Gedanken mit ihrem Leben in Südafrika konfrontiert. All ihren Ängsten, auch Warnungen ihrer beiden Kinder zu Trotz, kehren Henrietta und Ian zurück „Ins dunkle Herz Afrikas”…
Anders als im ersten Buch der Autorin, das durch eine Sehnsüchte weckende, blumige Schreibweise den Leser faszinierte, sind die Schilderungen der Ereignisse in diesem Buch düsterer und oftmals schafft es die Autorin, ohne es in Worte zu fassen, den Leser in die tiefsten Abgründe der Menschlichkeit zu führen. Aber ich greife vor!
Für diejenigen, die das erste Buch der Afrika-Saga nicht gelesen haben, stellen die ersten 200 Seiten dieses Buches eine gelungene Einleitung da. Aber auch als Übergang von dem ersten zum zweiten Roman ist dieser Teil durchaus geeignet, wenn auch ein wenig langatmig. Auch verwirrten mich beim Lesen das eine oder andere Mal die Orts- und Zeitwechsel der Geschehnisse. Beginnt der Rückblick 1968 in Südafrika, spielt die Geschichte doch im Jahre 1989 in Deutschland, mit Schilderungen wichtiger Ereignisse z.B. aus dem Jahr 1972.
Das zweite und dritte Drittel dieses Buches, möchte ich, auch wenn man die, der Story entsprechend, durchaus trennen kann, zusammenfassen. Der Grund dafür ist, dass die Autorin es gekonnt versteht, den Leser auf eine Reise mitzunehmen, in deren Verlauf Henrietta sowohl den traditionellen als auch den neuen Südafrika gegenübertritt – extrem abwechslungsreich, höchst spannend und zutiefst herzergreifend.
Ein Beispiel dafür sind die Geschehnisse zu Jahresbeginn 1990, als Henrietta, Susi und Isabella entführt werden. Ihrer Freiheit beraubt, den unmenschlichsten Trieben ausgesetzt und nur durch ihre Kenntnisse über die Zulu und deren Traditionen überlebend, begegnet Henrietta nicht nur der schwarzen Magie Afrikas, sondern völlig überraschen auch einer Person namens Tricky, mit deren Erscheinen wohl niemand gerechnet hat, weder handelnde Personen noch der Leser.
Diese Vielfältigkeit wird nicht zuletzt dadurch bestärkt, dass in diesem Buch, anders als in dem ersten Teil, viel weniger Zeit während den einzelnen Episoden vergeht. So hält die Autorin mit immer wieder neuen, unerwarteten, aufregenden und lebensnahen Geschichten die Story am Laufen und diese ist wirklich bis zum Ende spannend. Dafür meinen Respekt!
Noch größere Anerkennung möchte ich der Autorin dafür aussprechen, wie sie mit dem Thema Aids umgeht und wie sie Opfer und Täter in Szene setzt. Den Lesern detailliert die Gefahren schildernd, schafft sie es, dass man die Opfer nicht als bemitleidenswerte Figuren betrachtet, sondern vielmehr dem Thema Aids in Südafrika nachgeht.
Getrieben durch die Leidenschaft, vom Verfolgungswahn gezeichnet und als Opfer gebrandmarkt, suchen sie in der Vergangenheit und finden sich plötzlich in der Gegenwart wieder. Dem neuen Südafrika! Nun endlich findet Henrietta zu sich und vor allem die Antworten auf ihre unzähligen Fragen. Sie erkennt, dass es das Südafrika ihres sehnsüchtigen Verlangens nicht (mehr) gibt.
Mein Fazit:
Ins dunkle Herz Afrikas ist ein abwechslungsreicher, bewegender und dramatischer Afrikaroman, von dem ich sagen möchte, dass er besser ist als der erste Teil. Für Südafrika Fans unbedingt lesenswert.
Veröffentlicht am 22. Juli 2005
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AfrikaRoman bewertet "Ins dunkle Herz Afrikas" mit:
- Gesamtbewertung
Packende Spannung, große Gefühle
Unstillbare Sehnsucht führt Henrietta im Herbst 1989 aus Deutschland ins Land ihrer Träume – Südafrika – zurück. Doch obwohl die Welt im Umbruch ist und alte Gewissheiten zerbrechen, hat hier der alltägliche Rassismus sein hässliches Gesicht noch nicht verloren. Schnell gerät Henrietta zwischen die Fronten und sogar in Lebensgefahr. Wieder muss sie ihr geliebtes Südafrika verlassen und kann erst nach dem Ende der Apartheid und der Wahl Mandelas zum Präsidenten zurückkehren.
Stefanie Gercke hat ihre lebendige Erzählweise, die schon ihren ersten Roman „Ich kehre zurück nach Afrika” auszeichnete, wieder erfolgreich eingesetzt. Beeindruckend, wie es ihr gelingt, Klischees und Vorurteile in Fragen zu stellen, ganz verschiedenartige Menschen in ihrer Vielfalt und Widersprüchlichkeit lebendig werden zu lassen. Das Buch hat darüber hinaus die Qualität eines spannenden Abenteuerromans und hat mich bis zum Ende nicht losgelassen. Es ist einer der besten Afrikaromane, die ich kenne!