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John le Carré: Der ewige Gärtner

Der ewige Gärtner

Der ewige Gärtner von John Le Carré

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Justin Quayle, Diplomat im britischen Hochkommissariat in Nairobi, ist begeisterter Hobbygärtner ? bis zu dem Tag, an dem seine junge Frau Tessa ermordet aufgefunden wird. Justin macht sich auf die Suche nach dem Mörder und entdeckt, dass die rebellische Tessa einem Komplott auf der Spur war, in das nicht nur die mächtige Pharmaindustrie, sondern auch britische Regierungskreise verwickelt zu sein scheinen. Doch erst im Laufe seiner zunehmend brisanten Nachforschungen wird ihm klar, wie wenig er die Frau, die er zu lieben glaubte, wirklich kannte und wie viel er ihr schuldig geblieben ist.

Buchrezension zu: Der ewige Gärtner

Ein meisterhafter Thriller? Ja.
Ein Afrikaroman? Nein.

John Le Carré ist unbestritten einer der ganz Großen in seinem Fach. Der „Meister des Agentenromans“ (Die Zeit), der im Laufe seiner über 50jährigen Schriftstellerkarriere etwa 20 Bücher veröffentlicht hat, wählte als Schauplatz seines neuen Romans den Schwarzen Kontinent.
Tessa Quayle, die Frau des britischen Diplomaten und Hobbygärtners Justin Quayle, wird am Ufer des kenianischen Turkanasees ermordet aufgefunden. Tessa, zu Lebzeiten Rebellin, Menschenrechtlerin und der Diplomatie des Vereinigten Königreichs so gar nicht passende Querulantin, setzte sich für die Menschen in Kenia ein und war einem Komplott auf der Spur, in das ein großes Pharmaunternehmen sowie die britische und die kenianische Regierung verwickelt waren. Es ging um die verfrühte Freigabe eines von der Herstellerfirma als sensationell gepriesenen Medikaments gegen Tuberkulose. Die ärmsten Menschen Kenias wurden offenbar in Tests als Versuchskaninchen mißbraucht.
Tessas Mann macht sich daran, die Ursachen der Ermordung seiner Frau aufzuklären und folgt mit seinen Nachforschungen ihren Spuren. Je mehr von ihren Erkenntnissen sich auch ihm erschließt, je mehr er ins Dickicht aus Korruption, Machtmißbrauch und Angstverbreitung eindringt, desto mehr gerät er selbst in Gefahr. Und schon bald wird ihm klar, daß er nicht nur dabei ist, Tessas Projekt zu vollenden, sondern auch ganz allmählich erkennt, wer seine Frau zu Lebzeiten wirklich war…

Routiniert, dabei aber durchaus mit einem Blick fürs Zwischenmenschliche, ist John le Carre ein facettenreicher, spannungsgeladener und aufgrund des Themas sehr brisanter Roman gelungen. Allerdings spielt Afrika keine große Rolle darin, es wurde nur als Schauplatz gewählt, weil es thematisch passend war. Mir fehlte beim Lesen die spezielle Leidenschaft, die man spürt, wenn man einen „typischen“ Afrikaroman-Autoren wie Deon Meyer oder Alexander McCall Smith liest. Der ewige Gärtner ist, wie Der Schneider von Panama oder Das Rußlandhaus überdurchschnittliche Thrillerkost, diesmal vor afrikanischer Kulisse – aber kein Afrikaroman.

Veröffentlicht am 6. Mai 2006

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Über John le Carré

John le Carré (eigentlich David John Moore Cornwell) wurde am 19. Oktober 1931 in Poole, Dorset, geboren. Er studierte an den Universitäten Bern und Oxford, lehrte eine Weile am Eton College, arbeitete für das Außenministerium und war für den britischen Geheimdienst als Secret Service Agent tätig, bevor er Schriftsteller wurde.
Mit Der Spion, der aus der Kälte kam begründete er 1963 seinen Weltruhm als Bestsellerautor, der durch die darauffolgende Smiley-Trilogie gefestigt wurde.
Le Carré starb am 12. Dezember 2020 im Alter von neunundachtzig Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.


 

AfrikaRoman bewertet "Der ewige Gärtner" mit:
  • Gesamtbewertung
4

Über den Autor

Dagmar Iselt

Dagmar ist eines der Gründungsmitglieder des Literaturportals. Sie ist hauptberuflich Bibliothekarin und damit schon per se literaturbegeistert. Außerdem liebt sie es zu laufen, nebenberuflich Pilates zu unterrichten, zu kochen (und zu essen) und in der Welt umherzureisen. Dabei am liebsten im Gepäck: Bücher von Deon Meyer, Henning Mankell oder Chimamanda Ngozi Adichie.

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