Interview mit Deon Meyer

AfrikaRoman im Interview mit dem südafrikanischen Kriminalbuchautor Deon Meyer. Das Interview wurde am 30.06.2005 per Email geführt.

AfrikaRoman: Wie kam es dazu, dass Sie Autor wurden? Was taten Sie zuvor und wann wussten Sie, dass Sie im Begriff sind, Buchautor zu werden?

Deon Meyer: Ich war in der glücklichen Lage, Eltern zu haben, die Bücher liebten – und die ihre drei Söhne in jungen Jahren am Lesen interessieren konnten. Ich muß ungefähr 10 Jahre alt gewesen sein, als ich zum ersten Mal den Drang hatte zu schreiben, Geschichten zu schaffen, die anderen das große Vergnügen vermitteln würde, das ich in diesem Alter beim Lesen hatte.

Als ich 14 Jahre alt war, bestand mein erster ernsthafter Versuch in der Schriftstellerei darin, dass ich ein schrecklich kleines Buch über einen Helden schrieb, der kein Unrecht tun konnte, mit einen Antagonisten, der wirklich schlecht war. Ich mußte meine zwei Brüder bestechen und erpressen, damit sie zu lasen.

Als Twenty fing ich an einen Roman zu schreiben, aber bald schon realisierte ich, dass meine Fähigkeiten bei dieser Arbeit nicht ausreichten, und so gab ich die Schriftstellerei wieder auf. 10 Jahre später fing ich an, kurze Geschichten zu schreiben und ungefähr zwei Jahre später versuchte ich mich an meinen ersten Roman.

Nach Universität wurde ich Journalist und bis ich mein erstes seriöses Buch schrieb, arbeitete ich als Werbetexter. Beide Jobs lehrten mich viel übers Schreiben.

AfrikaRoman: Sie schreiben Ihre Romane in Afrikaans. Übersetzungen ins Englische, Holländische, Französische, Italienische, Spanische, Bulgarische und auch ins Deutsche gibt es bereits. Doch geht durch eine Übersetzung immer etwas verloren. Denken Sie, dass die Qualität einer Übersetzung an die des Originals heranreicht, zumal das Original aus einem multikulturellen Land kommt?

Deon Meyer: Trotz der größten Anstrengungen von wunderbaren Übersetzern nehme ich an, dass es sehr schwierig ist etwas von der lokalen Nuance des Dialektes zu übersetzen. Jedoch glaube ich, dass die Geschichte eine universale Sprache hat, und wenn diese Geschichte gut genug ist, wird das Buch erfolgreich sein.

AfrikaRoman: Halten Übersetzer für Fragen oder Probleme Rücksprache mit Ihnen und mussten Sie schon mal Neufassungen für Herausgeber im Ausland schreiben?

Deon Meyer: Mein deutscher Übersetzer Ulrich Hoffmann ist brillant und schickte vielen Fragen per Email, um sicherzustellen, dass er genau verstand, was ich versuchte zu sagen. Ich bin sehr glücklich, dieselbe Beziehung zu meinen englischen und französischen Übersetzern zu haben. Interessanterweise sind die einzigen Neufassungen für den amerikanischen Markt entstanden, wo die Kenntnisse über Südafrika vielleicht nicht so umfassend sind wie in Europa.

AfrikaRoman: Beabsichtigen Sie, irgendwann in Englisch zu schreiben, oder werden Sie weiter in Afrikaans schreiben und dann auf die Übersetzung warten?

Deon Meyer: Afrikaans ist meine Muttersprache. Es ist die Sprache, in der ich lebe, träume und liebe. So werde ich fortfahren, meine Bücher in Afrikaans zu schreiben, und weiter meinen wunderbaren, professionellen Übersetzern vertrauen.

AfrikaRoman: “Tod im Morgengrauen” war 2003 Ihr Deutschlanddebüt. Was denken Sie: war es einfacher, sich in Europa als Kriminalbuchautor zu etablieren, oder in Südafrika?

Deon Meyer: Es ist viel, viel schwieriger für einen Kriminalbuchautoren, in Europa anerkannt zu werden, wo man mit dem Besten in der Welt konkurrieren muss. Unglücklicherweise bin ich der einzige Afrikaansschreibende Kriminalautor, so war es hier leichter.

AfrikaRoman: Ihr zweiter Roman “Das Herz des Jägers” wird im August 2005 auf dem deutschen Buchmarkt erscheinen. Erzählen Sie uns ein bisschen über Ihre Absichten mit dem Buch und warum Sie es schrieben.

Deon Meyer: Zusätzlich zum Wunsch, einfach einen spannenden Thriller zu schreiben, hatte ich außerdem zwei Hauptabsichten mit diesem Buch: Zum einem der Versuch eines schwarzen Helden, etwas, dass ich vorher nie getan habe. (Es war eine riesige Herausforderung, aber ein sehr interessanter Prozess.) Die zweite sollte meine Leidenschaft für Motorräder mitteilen. In den letzten 10 Jahren habe ich mehrere BMW GS Motorräder besessen und bin auf diesen viel durch Afrika gereist. Es ist ein Lebensstil, von dem ich einfach nicht genug bekommen kann.

AfrikaRoman: In Frankreich war das Buch ein riesiger Erfolg, auch wurde Ihre Arbeit bereits mit der Henning Mankells verglichen. Was halten Sie von solchen Vergleichen?

Deon Meyer: Das ist offensichtlich sehr schmeichelhaft, da ich ein riesiger Bewunderer von Mankell bin und nur hoffen kann, einen kleinen Teil seines Erfolgs zu haben. Ich glaube auch, dass diese Art des Vergleichs dem Leser bei der Entscheidung hilft, welches Buch er kaufen könnte und so habe ich kein Problem damit.

AfrikaRoman: Haben Sie jemals daran gedacht, etwas völlig anderes zu schreiben, wie einen historischer Roman oder etwas Ähnliches außerhalb “Ihres” Genres?

Deon Meyer: Mein erstes Ziel ist der Versuch, mich als Kriminalbuchautor auf dem internationalen Markt zu etablieren, was für einen völlig unbekannten Kerl vom “Dunklen Kontinent” offensichtlich sehr schwierig ist. Auch noch daran zu denken, etwas außerhalb dieses Genres zu schreiben, steht deshalb außer Frage. Aber ich muss zugeben, dass ich das Genre so sehr genieße, dass ich im Moment gar nicht den Wunsch habe, etwas anderes zu schreiben.

AfrikaRoman: Was sind, außer dem Schreiben, Ihre Interessen? Womit beschäftigen Sie sich?

Deon Meyer: Vor zwei Jahren bin ich zu BMW Motorrad in Südafrika gekommen und bereite spezielle Projekte vor, wie zum Beispiel die Organisation der großen afrikanischen GS-Challenge. Sie können sich vorstellen, wie sehr mir das Spaß macht – fühlt es sich doch nie wie Arbeit an. Außerdem leiste ich einen angemessen Betrag als freiberuflicher Journalist und versuche, soviel Zeit wie möglich mit meiner Familie zu verbringen.

AfrikaRoman: Was lesen Sie gern und warum? Was lesen Sie jetzt gerade?

Deon Meyer: Ich liebe Bücher im Allgemeinen, und lese alles, von Sach- und Wirtschaftsliteratur bis zu J.M. Coetzee und Thriller. Ich habe gerade den neuen Roman von Michael Connelly (“The Closers”) beendet – und betrachte ihn als den Beste des Genres. Aber das Lesen aus Vergnügen wird jetzt eine Zeit lang pausieren müssen, da ich demnächst mit den Recherchen zu einen neuen Roman beginnen werde.

AfrikaRoman: Was denken Sie über das Internet? Denken Sie, dass es dabei ist, Literatur und Schriftsteller auf eine radikale Weise zu beeinflussen?

Deon Meyer: Das interessante daran ist, dass mir dieselbe Frage vor ungefähr fünf Jahren gestellt wurde, und wenn ich zurückblicke, hat sich wenig geändert. Das Internet hat Schriftsteller in zweierlei Bereichen beeinflusst: Wie sie mit Lesern kommunizieren, und wie sie sich auf den Markt bringen. Durch die Website eines Autors haben Leser jetzt eine viel direktere Möglichkeit, Schriftsteller wissen zu lassen, was sie über ihre Bücher denken, und der Zugang zu Autoren ist viel direkter geworden (ich denke übrigens, das ist wunderbar). Außerdem muss der Autor jetzt eine Website aufrechterhalten, und kann sich nicht mehr hinter ihren/seinen Büchern “verbergen”.

Websites wie Amazon bringen auch Zugang zu Büchern und Leute können jetzt überall auf der Welt jedes Buch bekommen, das sie haben wollen. Ich denke, dass das den Buchmarkt noch stärker konkurrenzfähig gemacht hat, und mehr Druck auf Autoren lastet, Qualitätsarbeit zu schaffen.

AfrikaRoman: Wer wird 2007 Rugby-Weltmeister? 😉

Deon Meyer: Eine gute Frage! Mein Herz sagt, dass die South Africa’s Springboks gewinnen werden, aber wenn ich anfange, mit meinem Kopf zu denken, wird das komplizierter. Ich würde die Voraussage wagen, dass in der gegenwärtigen Form diese vier Mannschaften in den Vorschlussrunden sein werden: Frankreich, Neuseeland, Australien und Südafrika. Neuseeland und Südafrika sollten ins Finale kommen und es wird ein sehr zähes Endspiel werden. Die Mannschaft mit dem besten Kicker sollte die Trophäe gewinnen.

Wir danken Deon Meyer recht herzlich, dass er sich Zeit für uns und dieses Interview genommen hat!

Interview: Sven Rosenow