Leipzig, 20.10.2014 – Deon Meyer liest aus seinem neuen Roman Cobra
Deon Meyer wirkt auf den ersten Blick wie ein Büromensch, wie er da so hinter seinem Lesetischchen sitzt, flankiert von einem Schauspieler, der fürs Lesen, und einem Verlagschef von Rütten & Loening, der für die Moderation zuständig ist.
Erst auf den zweiten Blick bemerkt man die Lachfältchen, die beeindruckende Statur und die wachen Augen hinter der randlosen Brille.
Ich bin in Leipzig in Lehmanns Buchhandlung und zum ersten Mal hier bei einer Lesung. Deon Meyer live für 7,50 € – das kann ich mir nicht entgehen lassen. Gleich zuallererst: es war äußerst unterhaltsam. Der Aufbau-Verlag hatte einen seiner Verlagsleiter, den Kölner Autor und Lektor Reinhard Rohn, mit auf Meyers Lesetour geschickt. Er stellte den Schriftsteller vor und begann mit einem kleinen Interview zu Cobra, dem neuesten Roman. Dabei erfuhren die Zuhörer aber auch, das eine Verfilmung von zwei weiteren Romanen Meyers, 13 Stunden und Der traurige Polizist, in Planung ist, was mich persönlich sehr gefreut hat. Die ausführende Produktionsgesellschaft ist in Berlin ansässig, erste Gespräche wurden bereits geführt. Bennie Griessel, der Protagonist, soll von Iain Glen verkörpert werden, den einige vielleicht aus Game Of Thrones kennen.
Doch zurück zum Programm. Ich war sehr gespannt, wie die Lesung ablaufen sollte. Liest Meyer auf Afrikaans? Oder sogar auf Deutsch? Gibt es einen Übersetzer? Nein, alles war ganz anders. Es gab einen kurzen Einspieler, den Deon Meyer, der Technikfreak, auf seinem iPad geladen hatte. Er las etwa 2 Minuten auf Afrikaans aus seinem neuen Roman. Die eigentliche Lesung auf Deutsch übernahm Alexander Gamnitzer. Der Schauspieler (SOKO Leipzig, Wilsberg, Alarm für Cobra 11) ist momentan am Neuen Theater in Halle tätig und machte seine Sache fantastisch. Sogar ich fieberte bei einer besonders spannenden Stelle mit, obwohl ich das Buch schon kannte.
Im 2. Teil des Interviews verriet Deon Meyer, das er “noch nicht am Ende mit Bennie Griessel” sei. Alle Fans dürfen also auf einen weiteren Roman hoffen. Seine Lesetour macht ihm viel Freude und Leipzig möchte er gern noch einmal privat besuchen. Seine Familie, so hat ein Ahnenforscher herausgefunden, kommt ursprünglich aus einem Dorf in der Nähe von Lüneburg. Die deutschen Wurzeln Meyers lassen sich bis ins Jahr 1682 zurückverfolgen.
Aber er ist auch gekommen, um Werbung für Südafrika zu machen, das “schönste Land der Welt”. Von Lektor Rohne wird die Gesprächszeit scherzhaft auf 10 Minuten begrenzt, und die nutzt Meyer voll aus. Schwärmt in perfektem Englisch von vielfältiger Vegetation, der multikulturellen Bevölkerung, tollen Motorradstrecken und Nächten unter einem einmalig klaren Sternenhimmel. Nach seinem flammenden Monolog wollte ich am liebsten sofort ins Flugzeug Richtung Kapstadt, Durban oder Johannesburg springen.
Nach der Lesung folgte die übliche Signierstunde und wieder überraschte mich der Autor. Ich stand brav in der Reihe, mein Exemplar von Cobra an die Brust gedrückt, und legte mir die Worte zurecht, die ich gleich zu dem Bestsellerautor sagen wollte. Nach den ersten beiden gestammelten Sätzen streckte er mir die Hand hin, stellte zwei Fragen zum LAR (“Gibt’s die Seite auch auf Englisch?” und “Wie lange macht ihr das schon?”) und zog mich für ein Foto auf die Lesebühne. Ich war total platt und fühlte mich so ein bisschen wie ein Teenager beim Justin-Bieber-Konzert.
Fazit: Deon Meyer schreibt nicht nur tolle Romane. Er ist herzlich, redegewandt und ein Mann mit einer sehr sympathischen Ausstrahlung. Ich freue mich schon aufs nächste Buch!