Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit wird die kleine Südafrikanerin also ihr kümmerliches Leben in Soweto führen, hungrig und ohne irgendeine Perspektive. Ob sie älter als 40 wird, ist mehr als fraglich. Wenn, ja wenn … Nombeko nicht mit einem außergewöhnlichen Talent gesegnet wäre. Sie ist ein Mathematikgenie. Das erkennt auch der Abgesandte des Johannesburger Sanitätsamtes bei einem Besuch in Soweto und ernennt den Teenager kurzerhand zur Chefin des Latrinenbüros.
Aber das ist erst der Beginn von Nomekos Geschichte, die sie erst mitten hinein ins südafrikanische Kernwaffenprogramm und dann nach Schweden führt.
Sie trifft unter anderem zwei Mossad-Agenten, drei Chinesinnen, den schwedischen König, eine Kartoffelbäuerin, den Mann ihrer Träume und noch viele andere. Sie konstruiert Atombomben, nimmt auf die Weltpolitik Einfluss, lernt wu-chinesisch und alles über die Feinheiten des Kartoffelanbaues.
Das hört sich genauso absurd an, wie die Story auch verläuft.
Jonassons lakonischer, trockener Erzählstil ist durchaus unterhaltsam, auch die Bezüge zu Geschichte und Politik sind passend in die Story eingewebt. Allerdings wirken die skurrilen Zufälle, die in seinem Debütroman Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand noch erfrischend humorvoll daherkamen, hier teilweise verkrampft. Auch fehlt ein wirklicher Sympathieträger.
Die Analphabetin, die rechnen konnte macht den Eindruck eines Buches, das unbedingt an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen möchte und dabei ein klein wenig übers Ziel hinausschießt. Jonas Jonasson hat sich selbst kopiert. Und diese Kopie ist nur in Teilen gut gelungen.
Veröffentlicht am 18. Dezember 2013
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